Wie Walking Football nach Österreich kam
VOR 2023
In der „ARD-Sportschau“ an einem Samstagabend in grauer Vorzeit sehe ich in einem kurzen Fernsehbeitrag, wie ältere Herrschaften WALKING FOOTBALL spielen. Das Tempo ihres Spiels war nicht bundesligareif. Doch das Strahlen in ihren Gesichtern bei den Interviews hat mich begeistert!
Mir ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar, dass diese Begeisterung auch etwas mit mir zu tun haben wird.
Im Internet finde ich unendlich viele enthusiastische Berichte über WALKING FOOTBALL. 2010 erstmals in England gespielt, spielen diese Gelenke schonende Fußball-Variante Menschen weltweit, nur nicht in Österreich.
FEBRUAR 2023
Ich plane eine Studienreise nach Deutschland, in erster Linie für mich, aber auch um einen Zeitungsbericht und ein Video für meinen Arbeitgeber, den KURIER, zu produzieren.
Der Sportwissenschafter Günter Schagerl, dem ich von meinem Plan erzähle, ist der Erste in Österreich, der das Potenzial von WALKING FOOTBALL erkennt. Er laviert nicht lange herum. Wir sind ab jetzt zu zweit!
MÄRZ 2023
Wir fahren mit dem Zug nach Frankfurt. Auf dem Campus des Deutschen Fußball-Bunds eine weitere Überraschung: Der DFB beschäftigt mittlerweile vier – ja, vier (!) – Angestellte mit dem Thema WALKING FOOTBALL.
Die Vizepräsidentin des DFB erklärt mir im Interview plausibel, warum WALKING FOOTBALL sowohl für Aktive als auch für Vereine ein Gewinn ist.
Beim 1. FC Nürnberg, beim Hessischen Fußball-Verband und beim SC Opel Rüsselsheim lässt man mich aktiv mitspielen. Und mir wird schnell klar, dass die Vizepräsidentin Recht hat. Es herrscht dort buchstäblich ein ständiges Kommen und Gehen.
APRIL 2023
Nach meiner Rückkehr aus Deutschland schreibe ich einen Artikel über Walking Football in einer Sonntagsausgabe des KURIER. Mit der Info für die Leserschaft, dass wir mit der ASKÖ den ersten Walking-Football-Lehrgang in Österreich ausrichten werden. Binnen weniger Stunden ist dieser ausgebucht.
Erster Termin in der ASKÖ-Ballsporthalle in Wien 22: Wir verstecken die Netze mit den neuen Futsal-Bällen, wissend, dass sie alte Reflexe auslösen. Doch die Teilnehmenden finden die Bälle. Gleich will der erste – wie in seiner Glanzzeit – auf den Ball draufhauen und sich eine Zerrung zuziehen. Durch gutes Zureden wissen wir das gerade noch zu verhindern.
Neu ist für alle: Die Aufwärm-Übungen am Anfang, ohne Ball. Die eine oder andere Übung hat Günter extra für WALKING FOOTBALL aus seinem großen Erfahrungsschatz herausdestilliert. Die Übungen ergeben ein Gesamtpaket, das nach dem ersten Ausprobieren schnell gut angenommen wird.
Schon bald bestehen die Teilnehmenden darauf. Was den Günter freut. Er spricht vom „Wiener Modell“. Wichtigster Aspekt dieses „Wiener Modells“ ist die Gesundheitsförderung in einem hochsensiblen Altersbereich.
MAI 2023
Der Kreis der Aufwärmenden wird von Woche zu Woche größer. Ein Blick auf die Fragebögen von Günters Begleitstudie verrät: Sie sind im Schnitt 63,9 Jahre alt, der Älteste ist 75.
Auf den beiden Spielfeldern der Halle bewegt sich ein breites Spektrum an Persönlichkeiten und Ausgangsniveaus: Die einen haben ihr ganzes Leben Fußball gespielt, tun sich mit dem Ball leichter. Andere sind mit dem Ball eher per Sie. Ihnen widmen wir besonders viel Aufmerksamkeit.
Schnell ist klar: Wir müssen das Zusammenspiel forcieren, dürfen die Ballaffinen nicht unterfordern und die weniger Ballaffinen nicht überfordern. Vor allem aber gilt es, die Freude am Spiel hoch zu halten.
Wichtig ist auch die so genannte „dritte Halbzeit“: Obwohl das Gastro-Angebot in „San Bernoulli“ ein Minimum an Wünschen erfüllt, sitzen von Anfang an ein Dutzend Redseliger um einen Tisch und unterhalten sich so, als hätten alle im selben Verein gespielt. Schnell sind auch Getränke organisiert.
JUNI 2023
Generell lernen Menschen im fortgeschrittenen Alter nicht mehr so viele Menschen kennen, heißt es. WALKING FOOTBALL bietet die Chance, mit großartigen Charakteren Woche für Woche zusammen zu kommen. Man trifft hier auf so viele Lebensgeschichten, so viel soziale Kompetenz, Selbstironie und Selbstreflexion.
Von Anfang an ist der Ehrgeiz im Spiel ein Thema, den die Teilnehmenden mehr oder weniger verinnerlicht haben. Ich stelle nicht nur bei Anderen, ich stelle auch bei mir fest: Wenn ein Ball zwischen zwei Toren und zwei Teams läuft, will der Homo Ludens auch beim WALKING FOOTBALL ein Tor erzielen, ein Spiel gewinnen. Ehrgeiz setzt Energien frei, ein gesundes Mittelmaß ist anzustreben.
Apropos: Ich hatte den bekannten Wiener Sportorthopäden Christian Gäbler gefragt, was er von WALKING FOOTBALL hält. Und Gäbler hatte gemeint: „Aufgrund der geringeren Stop-and-Go-Belastungen ist diese Spielvariante auch für jene geeignet, die sonst nicht mehr Fußball spielen können.“
Die praktischen Erfahrungen in unserem Kurs lehren uns allerdings: Das Stop-and-Go ist belastender als von Gäbler in der Fenrdiagnose angenommen, auch unzählige Muskelzerrungen registrieren wir, speziell bei den Neuen. Sie sind Beleg für den angesprochenen Überehrgeiz. Das Hirn des Walking Footballers will noch, aber der Muskel kann oft nicht mehr mit. Blöd nur: Ein 65 Jahre alter Muskel heilt langsamer aus als ein 25 Jahre junger.
Der erste Turnus geht zu Ende. Mit freiem Auge ist ersichtlich: Alle haben sich gesteigert, auch die Spielkultur hat sich verbessert. Was uns traurig stimmt: Dass Michaela, einzige Frau in der Gruppe, trotz guter Ansätze und vorbildlicher Einstellung ihre Fußballschuhe an den Nagel hängen wird.
JULI 2023
Welten treffen beim Lehrgang auf dem Rasenplatz des WAT Brigittenau in der Hopsagasse aufeinander: „San Sie wahnsinnig!“ Ruft unser Sportwissenschafter Günter Schagerl quer über den Fußballplatz zum Mauni, der sich während der Trinkpause eine Tschick anraucht.
Ja, der Mauni raucht gerne. Aber er wird sich schnell zu einem der fleißigsten Trainierer entwickeln. Inzwischen geht der Mauni regelmäßig ins Fitnessstudio. Best Practice! Es ist nie zu spät ist, seinen Lebensstil zu ändern.
AUGUST 2023
Dem Günter gelingt es, einen seiner besten Studenten als Betreuer für die Wiener Gehfußballer zu gewinnen: Marko Marjanovic macht am Ende des Studiums sein Berufspraktikum in unserem Kurs. Vom ersten Tag an zeichnet sich eine Win-Win-Situation ab: Der junge Mann in seinen 20ern lernt von Menschen, die seine Eltern oder Großeltern sein könnten. Und die lernen von ihm: Weil er – so wie sein Papa – ein intelligenter und exzellenter Fußballer ist, und weil er – so wie seine Mama – verbal und nonverbal gut kommunizieren kann.
SEPTEMBER 2023
Zur Vorbereitung auf unsere erste Deutschland-Reise spielt unser erstes Team mehrere Freundschaftsspiele und kann dabei auch das eine oder andere Vorurteil widerlegen.
Auch die Redakteure und Freunde des Fußballfachmagazins „ballesterer“ unterschätzen– trotz ernster Warnungen ihrer Edelfeder Stefan Kraft – das Tempo von WALKING FOOTBALL. Nach 15 Minuten führen wir 7:0, nach einer halben Stunde 13:1 führen, um danach zwei Gänge zurück zu schalten.
Die meisten ehemaligen Fußballer belächeln WALKING FOOTBALL, so wie sie früher den Fußball der Frauen belächelt haben. Dabei würde auch ihnen ein bisschen Bewegung gut tun.
Pulsmessungen im Kurs zeigen den Teilnehmenden indes immer wieder an, wie schnell ihr Herz zu schlagen beginnt, wie sehr sie die belächelte Spielvariante fordert.
OKTOBER 2023: GEHT UNTER DIE HAUT
Nach dem österreichischen Nationalfeiertag fahren wir nach Deutschland. Zu neunt. Jeder für sich mit eigenen Erwartungen. Am ersten Tag spielen wir in Rüsselsheim gegen den SC Opel Rüsselsheim. In einem äußerst fair geführten Spiel sind wir lange Zeit auf Augenhöhe mit unseren deutschen Freunden. Die dürfen sich bis 15 Minuten vor dem Schlusspfiff als jene Mannschaft sehen, die effizienter ihre Angriffe abschließt.
Was sie nicht wissen können: Dass der groß gewachsene Österreicher, der bis dahin nur mit seiner Kamera zugange ist, auch auf dem Spielfeld knipsen kann.
Ja, Schlaussi, so ehrlich muss man sein: Ohne Deine Präsenz und Präzision hätten wir „Wappler“ aus Wien das Spiel in Rüsselsheim nicht gedreht. Das hast Du uns aber eh schon im Vereinsheim in Rüsselsheim ausführlich erläutert.
Am dritten Reisetag werden wir beim Turnier von Bayer Leverkusen souverän Zweiter. Kurz lag sogar der Turniersieg in der Luft, nach einem Tor von wem, genau vom Schlaussi, aber nur kurz.
Eines meiner persönlichen Highlights im ersten Jahr war aber nicht diese feine sportliche Leistung in Deutschland. Was mir wirklich unter die Haut ging, das verdanke ich dem großen Andy. Er ist neben dem Andy Junior eine weitere Säule in unserem Team.
Auf dem Weg vom Turnier zum Stadion von Bayer Leverkusen erzählt mir der große Andy: „Gestern am Abend habe ich mit meiner Partnerin telefoniert. Normalerweise sage ich nur ,Hallo’, ,Ja’ und ,Nein’. Gestern habe ich ihr eine halbe Stunde lang von allem erzählt.“ Der große Andy strahlt. Und ich freue mich mit ihm. Walking Football wirkt sich also auch auf den Geist positiv aus.
Dass wir an diesem Abend in der ausverkauften BayArena den neuen deutschen Fußball-Meister brillieren sehen, hellt die Stimmung weiter auf.
Nachtrag: Nicht nur seine Fotos und Tore, auch Schlaussis regenbogenbunte Clocks mit Innenfell, die er aus medizinischen Gründen und vielleicht auch aus modischen Erwägungen trägt, sorgen in Deutschland für Furore.
NOVEMBER 2023
Die Welt ist klein: Meine Frau erzählt ihrer besten Freundin in Zagreb, was ich so in Wien mache und was Walking Football ist. Darauf sagt ihre Freundin, dass ihr Nachbar fast zeitgleich mit dem Selben in Kroatien begonnen hat.
Mittwoch am Abend spielt sein Team von „Sijede Vrijede“ (zu deutsch: „Silber ist wertvoll“) auf einem schönen Kunstrasenplatz in einem schönen Viertel von Zagreb. Ivo, mein neuer Freund, nimmt mich mit. Mein erster Eindruck: Kicken können sie, das überrascht nicht, in der dritten Halbzeit sind wir ebenbürtig. Punkto Aufwärmen und Gesundheitsförderung können sie aber vom „Wiener Modell“ noch etwas lernen.
DEZEMBER 2023
Letzter Termin im alten Jahr, im Jahr eins, Zeit für eine Zwischenbilanz. Günter präsentiert erste Ergebnisse seiner Begleitstudie. Was mich dabei am meisten freut: Neun von zehn Teilnehmenden verbinden Walking Football mit „Spaß und Lachen“ und einem „angenehmen Gruppenerlebnis“, aber auch mit einem seriösen und fachlich kompetenten Angebot. 96,3 Prozent geben an, dass das Bewegungsangebot in der Gruppe sehr angenehm ist, 100 Prozent können es aufgrund ihrer Erfahrung weiterempfehlen.
Gleichzeitig ist zu beobachten, dass sich zehn von zehn Teilnehmenden gesundheitlich wie spielerisch weiter verbessert haben. Und die Frage, ob sie das Angebot weiter empfehlen können, beantworten viele praktisch, indem sie interessierte Bekannte zu einem kostenlosen „Schnuppertermin“ mitnehmen.
Walking Football in Österreich wächst – der Schwerfälligkeit dieses Landes durchaus angepasst – langsam. Aber es wächst von Woche zu Woche. Das organische Wachstum ist im Grunde genommen perfekt. Denn was sollten wir tun, wenn sich so wie in Deutschland, England oder anderswo Zehntausende bei uns anmelden? Wir hätten gar nicht die Kapazitäten dazu.
Nur um den Kontext klar zu machen: In England spielen heute mehr als 200.000 Menschen Walking Football, in den USA angeblich ebenso viele. Und auch in Schottland oder Wales kann man mit einem Darts-Pfeil auf die Landkarte schießen. Dort wo der Pfeil stecken bleibt, wird ganz sicher Walking Football gespielt. In Deutschland hat mittlerweile fast jeder Bundesliga-Verein eine eigene Walking-Football-Sektion – ebenso Hunderte Amateurvereine, verstreut über das ganze Land. Im Nachbarland Tschechien gibt es eine eigene Liga.
Nach dem letzten Spiel im alten Jahr improvisieren wir eine Weihnachtsfeier: Die Buben bringen gefühlt 50 Kilogramm Weihnachtskekse von zu Hause mit. Bier und andere Kaltgetränke ohne Alkohol gibt es naturgemäß auch.
Der vielseitig belesene Gerhard Sonnenberg liest uns die Parabel vom tauben Frosch vor. Der taube Frosch gewinnt für die Frösche im Dorf eine Wette. Niemand traut zuvor den Fröschen zu, dass sie die Spitze des höchsten Bergs in ihrer Gegend erreichen. Beim Wett-Rennen muss tatsächlich ein Frosch nach dem anderen aufgeben. Die Bergstraße fordert ihren Tribut. Nur einer schafft es: der taube Frosch.
Weil der die vielen Unkenrufe vom Rand der Straße nicht hört.
Der Gerhard dreht sich am Ende zu mir und sagt: „Entschuldige, aber der taube Frosch bist Du.“ Der taube Frosch nickt, immerhin hat er alles verstanden.
JÄNNER 2024
Nach der Weihnachtspause ist endlich wieder Kurs. Die Freude über das Wiedersehen ist groß. Was mich eines ums andere Mal berührt: Da stehen gut 30 ältere Männer in einem großem Kreis, aufgrund der Vielzahl an Bandagen die perfekten Testimonials für jeden Orthopädiebedarf-Anbieter. Ich zeige die 14 Aktivierungsübungen vor, die sich der Günter einfallen hat lassen, darunter auch eine Übung aus der fernöstlichen Gymnastik, wir nennen sie „der aufgehende Walking Footballer“, und alle sind hoch konzentriert bei der Sache: Man könnte in der großen Sporthalle eine Stecknadel fallen lassen, so ruhig ist es.
Dabei würde kaum einer der anwesenden Herrschaften freiwillig in einen Yoga- oder in einen Gymnastik-Kurs gehen.
Mein Zagreber Freund Ivo lädt mich ein, mit seinem Team nach Slowenien zu einem Turnier mitzufahren. Dort treffe ich einen jungen Mitarbeiter des slowenischen Fußball-Verbandes. Wir tauschen Telefonnummern aus.
FEBRUAR 2024
Während am Freitagvormittag weiterhin intensiv trainiert wird, mehren sich die Stimmen, die uns bitten, einen zweiten Termin für Berufstätige am Abend einzurichten. Gemeinsam mit Matthias Pointner vom ASKÖ-Landesverband Wien bereiten wir im Hintergrund diesbezüglich alles Notwendige vor.
Mir fällt auf: Nach der schmerzhaften Verletzung eines Mitspielers wird der Respekt gegenüber dem Gegenspieler, der in den Einheiten zuvor leider ein wenig verloren gegangen ist, wieder größer. Da müssen wir dranbleiben. Denn genau dieser Respekt zeichnet das „Wiener Modell“ aus.
Unser Berufspraktikant Marko meint, dass er sich seine Arbeit „mit älteren Herrschaften“ vor dem Start schwieriger vorgestellt hat. Jenes Maß an Wertschätzung, das er ihnen entgegenbringt, bekommt er 1 : 1 retour.
MÄRZ 2024
Unsere zweite Deutschlandreise führt uns zum 1. FC Nürnberg. Erstmals treten wir in der Ferne mit zwei Teams an. Für alle 20, die dabei sind, organisieren unsere Freunde aus Nürnberg Karten für das ausverkaufte Zweitliga-Spiel des FC gegen den späteren Aufsteiger FC Sankt Pauli. Alle 20 sind dann auch bei der Stadtführung dabei. Während unsere „Erste“ mit den Profis aus Nürnberg auf Augenhöhe mitspielt, muss die zweite Mannschaft eine deutliche Niederlage einstecken.
Als am Ende im Wirtshaus „Geflügelfarm“ Nürnberger bunt gemischt neben Wienern saßen und sich angeregt unterhielten, war klar: Walking Football kann auch den persönlichen Horizont erweitern.
Der logische nächste Schritt: Auf Facebook gibt es jetzt die Gruppe „Walking Football Austria Academy“. Dank ihr wird man erstmals in anderen Ländern, auf anderen Kontinenten auf uns aufmerksam. Ein FB-Freund aus Niedersachsen fragt: Wie macht ihr das im „Wiener Modell“?
Dank Werner Brunner, eines Doyens der Sport- und Buchkultur in Wien, dürfen wir Walking Football beim österreichischen Vorlesetag präsentieren: Ich organisiere ein Spiel und lese nach dem Schlusspfiff aus meinem Walking-Football-Tagebuch.
APRIL 2024
Dienstag, 2. April, 18 Uhr: Unser Abendkurs für Berufstätige beginnt! Auf der schönen Sportanlage des Polizei-Sportvereins finden erneut interessante Menschen zum Walking Football. Zum Beispiel der Walter: Mit ihm habe ich vor mehr als vierzig Jahren bei der Elektra im Nachwuchs gekickt habe. Er hat heute ein paar Kilo mehr, aber die feine Klinge führt er immer noch.
Unser Mauni hat inzwischen 15 Kilo abgenommen. Sein Ziel ist klar definiert: „Unter hundert.“ Im Marchfeld, wo der Mauni zu Hause ist, gibt es keine Karotten mehr, weil die alle der Mauni abends verdrückt. Meint ein Mitspieler. Er kennt das Marchfeld schlecht. Geht noch was? Der Mauni nickt. In unseren Kursen geht auch noch was, obwohl beide fast ausgebucht sind und ständig Leute kommen, um zu schnuppern.
MAI 2024
Eine muntere und vom ersten Tag eingeschworene Reisetruppe macht sich auf den Weg nach Palma de Mallorca. Bei einem großen internationalen Walking Football-Turnier gelingt es den österreichischen Debütanten, bis ins Viertelfinale vorzudringen. Auf dem Weg dorthin lassen sie Teams aus Holland, Deutschland, England und Belgien hinter sich. Mallorca lässt die Gruppe aus 16 Spielern und Fans noch näher zusammenrücken. Wir gewinnen auch das erste internationale Freundschaftsspiel in Wien – gegen ein Team von Ferencvaros Budapest.
JUNI 2024
Wir können unseren zweiten Termin, vorerst am Dienstag am Abend auf dem Polizei-Sportplatz in Kaisermühlen, fortführen. Ähnlich wie bei der „Freitag-Gruppe“ ist die Stimmung sehr gut, was sich auch in der „dritten Halbzeit" offenbart.
JULI 2024
Karl, unser Historiker, schenkt uns einen wunderbaren Gedanken: Immer, sagt er, geht er nach dem Walking Football klüger nach Hause, als er gekommen ist.
Auch die Gruppe wird klüger: Im Sommer-Turnus kristallisiert sich immer mehr heraus, dass wir auf der Sportanlage des ASKÖ WAT Brigittenau perfekte Bedingungen vorfinden und in Peter Dögl und seinem Team auch verständnisvolle und hilfsbereite Partner gefunden haben.
AUGUST 2024
Höchste Eisenbahn! Wir, zwei Teams und unsere Fans (unsere „Ultras“), fahren mit dem Railjet nach Budapest. An einem ereignisreichen Wochenende sind auch die sportlichen Leistungen erfreulich: Das erste Team gewinnt prompt das Turnier, das unsere Freunde von Ferencvaros Budapest organisieren. Das zweite Team zeigt sich stark verbessert!
SEPTEMBER 2024
Marko und ich halten in Wien einen weiteren Walking-Football-Workshop ab. Er ist gut besucht. Unter den Teilnehmenden ist auch ein Kamerateam des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB). Die Vertreter des ÖFB zeigen sich sehr interessiert, sie stellen auch eine mögliche Kooperation mit der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) in Aussicht.
OKTOBER 2024
Das Herbst-Winter-Semester startet: am Dienstagabend outdoor in der Hopsagasse und am Freitagvormittag indoor im Ballsportzentrum der ASKÖ in der Bernoullistraße. Gleichzeitig bereiten wir (mein Sohn, Antun Mauch, „Onkel Mauni“ und ich) alles vor, um den ersten Walking-Football-Verein Österreichs zu gründen. Alle Entscheidungsträger:innen der ASKÖ ermutigen uns dazu.
NOVEMBER 2024
In beiden Kursen bewahrheitet sich, was der Sportwissenschafter Günter Schagerl vorausgesagt hat: alle, die regelmäßig am Training teilnehmen, verbessern ihre Fitness, ihre technischen Fertigkeiten und ihr Verständnis für das Spiel. Das tut auch der Spielkultur insgesamt sehr gut.
DEZEMBER 2024
Historischer Moment: wir sind die Ersten in Österreich, die Statuten für einen Walking-Football-Verein bei der Vereinspolizei einreichen! Die Walking Football Austria Academy (WFAA) lebt!
JÄNNER 2025
Wir nehmen die Einladung des Wiener Fußballverbandes (WFV) an und spielen im Rahmen eines Jugendturniers zur Demonstration. Leider ist das Interesse der maßgeblichen Funktionäre des WFV an Walking Football überschaubar.
FEBRUAR / MÄRZ 2025
Während im Hintergrund die letzten Fäden für unseren neuen Verein gezogen werden, gehen die beiden Kurse des ASKÖ-Landesverbandes Wien zur Zufriedenheit aller zu Ende. Es folgen weitere Gespräche mit Vertretern des Österreichischen Fußballbundes.
APRIL 2025
Die Walking Football Austria Academy, kurz WFAA, erlebt ihren ersten Frühling. Am Mittwochabend und am Freitagvormittag versammeln sich zum Start alles in allem 80 Teilnehmende in unserem Trainingszentrum in der Hopsagasse. Das Setting bleibt wie gehabt: der Sportwissenschafter Marko Marjanovic und ich teilen uns die Übungsleitung. Neu ist unser musikalisches Engagement, das von unseren Musikern Kurt Weber, Gottfried Schenner und Gerhard Kaltenbeck maßgeblich gefördert wird. Eine erste Vereinshymne gibt es auch, ihr Titel: „Oh, Walking Football!“
MAI 2025
Am 1. Mai tritt die WFAA mit mehr als 40 Aktiven und vier Teams bei einem Walking Football Turnier des FC Mariahilf in Wien an. Wir sind und bleiben die Nummer eins in Österreich! Am 8. Mai bricht unsere erste Mannschaft mit zahlreichen Fans (unsere „Ultras“) zu einem internationalen Turnier auf der kroatischen Insel Vis auf. Wir spielen dort mit Teams aus Kroatien, Ungarn und Montenegro auf Augenhöhe. Vis ist ein weiteres Highlight in unserer noch jungen Reise-Geschichte.
Am 31. Mai ein weiterer Meilenstein: Wir organisieren das erste große internationale Walking Football-Turnier in Österreich. Zehn Teams aus sechs Ländern (Deutschland, Schottland, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Österreich) nehmen teil. Unsere erste Mannschaft gewinnt souverän das Turnier, unsere zweite Mannschaft schlägt sensationell das starke Zagreber Team sowie das Team vom 1. FC Nürnberg. Erfreulich ist außerdem, dass zum ersten Mal in Österreich ein Walking Football-Spiel zwischen zwei Frauenteams ausgetragen wird (die Spielerinnen der WFAA bezahlen bei ihrem Debüt gegen die erfahrene Equipe von Ferencvaros Budapest Lehrgeld, zeigen dennoch eine absolut bemerkenswerte Leistung). Viel bejubelt wird am Ende auch unsere Band!
JUNI 2025
Eine kleine Gruppe von sieben Aktiven fliegt Anfang Juni auf Einladung der ASKÖ zu den CSIT World Sports Games in Loutraki (Griechenland). Das Mini-Team gewinnt dort für Österreich das Walking Football-Turnier im Rahmenprogramm – und darf somit in zwei Jahren als Titelverteidiger zu den Weltspielen 2027 fahren. Das erste Frühjahrs-Semester der WFAA in Wien geht zur Zufriedenheit der Organisatoren und der Teilnehmer:innen zu Ende.
JULI 2025
Anfang Juli startet in unserem Trainingszentrum in der Hopsagasse der erste Sommer-Turnus der WFAA. Am Ende des Monats nehmen wir wieder einmal unseren Bildungsauftrag wahr und fahren wir mit vier Teams nach Pottenstein im Triestingtal (NÖ), um dort der interessierten Öffentlichkeit Walking Football im Rahmen von Freundschaftsspielen näher zu bringen.
AUGUST 2025
Der Profifotograf Helmut Mitter findet auf Anhieb an unserem Spiel und an unseren Protagonisten Gefallen. Er kickt nicht nur mit uns, er organisiert auch das erste Fotoshooting von Menschen, die Walking Football spielen. Sein großformatig präsentiertes Ergebnis kann sich sehen lassen! Am Ende des Monats fahren wir mit drei Teams nach Budapest, um dort erneut an einem internationalen Turnier teilzunehmen. Reife Leistung! Unsere erste Mannschaft verteidigt den Titel aus dem Vorjahr.
SEPTEMBER 2025
Der Sommer-Turnus endet wieder mal mit Musik, großer Dank an Kurt, Gottfried und Gerhard. Sehr erfreulich: Unserem Aufruf, sich als Schiedsrichter für Walking Football ausbilden zu lassen, folgen vier Teilnehmer. Henri, unser Legionär aus Holland, meldet uns für das große internationale Walking-Football-Turnier 2026 in Almelo an. Es bleibt weiter spannend!
OKTOBER 2025
Nach vierwöchiger Pause starten wir voll motiviert in unser erstes Herbst-Winter-Semester als WFAA. Erstmals finden beide Sportangebote (jenes am Dienstagabend und jenes am Freitagvormittag) outdoor statt – beide in unserem Trainingszentrum in der Hopsagasse. Erstmals bieten wir am Freitag parallel auch ein Reha-Programm an.
Wird fortgesetzt.